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Warum es uns so schwerfällt, Fehler zuzugeben – und was unser Gehirn damit zu tun hat


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Ein Fehler passiert, Kritik wird geäussert - und anstatt ruhig zu reagieren, spüren wir, wie unser Körper anspannt. Wir fangen an uns zu rechtfertigen, wechseln das Thema oder frieren innerlich ein. Kennt Ihr?


Das ist kein Zeichen von Schwäche. Sondern ein Reflex unseres Gehirns.


Was in unserem Kopf passiert

Neurowissenschaftlich betrachtet reagiert in solchen Momenten unsere Amygdala - das Alarmsystem des limbischen Systems. Sie scannt unsere Umgebung fortlaufend auf mögliche Bedrohungen. Wird sie aktiviert (z. B. aufgrund von Kritik, einem Fehler oder unangenehmes Feedback), löst sie den sogenannten Fight–Flight–Freeze-Mechanismus aus.


  • Fight – wir gehen in die Verteidigung, argumentieren, rechtfertigen

  • Flight – wir ziehen uns zurück oder wechseln das Thema

  • Freeze – wir blockieren und schweigen

Diese Reaktion geschieht in Millisekunden, lange bevor unser Verstand eingreifen kann. Erst wenn unser Gehirn sich wieder sicher fühlt, wird der präfrontale Cortex aktiv – jener Bereich, der für Reflexion, Perspektivenwechsel und Lernen zuständig ist. (Dazu gibt es spannende Befunde aus der Neuro- und Emotionsforschung, u. a. von Daniel Goleman, Stephen Porges und Matthew Lieberman.)


Darum kippen Gespräche über Fehler oder Kritik oft schneller, als uns lieb ist.

Unser Körper ist im Alarm – nicht im Dialog.


Praxisimpuls für mehr Bewusstsein

Achte im nächsten Teammeeting mal auf dich selbst. Wie reagierst du auf kleine Irritationen? ➡️ Verteidigst du dich (Fight)?

➡️ Wechselst du das Thema (Flight)?

➡️ Oder frierst du ein (Freeze)?


Allein dieses Bewusstsein verändert etwas. Denn du kannst nur steuern, was du erkennst.


Der 3-Sekunden-Check

Wenn du merkst, dass du in den Alarmmodus rutschst

  1. Atme tief ein.

  2. Zähle langsam bis drei.

  3. Frage dich: „Bin ich gerade im Alarm – oder in Verbindung?“

Dieser kleine Moment entscheidet darüber, ob du reagierst oder führst. Er öffnet den Raum für Dialog statt Verteidigung.


Fazit: Fehlerkultur beginnt nicht mit Mut, sondern mit Sicherheit. Wenn Menschen sich sicher fühlen, entsteht Raum für Offenheit, Lernen und Wachstum - denn wer sich nicht verteidigen muss, kann sich entwickeln.

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