Von 2017 bis 2022 war ich im Verwaltungsrat der Attesta Schweizer Zertifizierungsgesellschaft AG - wie kam es dazu?
Ich war lange Jahre in einer umfassenden HR-Position einer Schweizer Grossbank, bevor ich in den KMU-Bereich wechselte. Neben operativen HR-Aufgaben leitete ich das Projektoffice für verschiedene Zukunfts- und Gesamtbankprojekte und gewann früh wichtige Einblicke in die Strategie-Arbeit. Ich hatte die Möglichkeit eine leitende Rolle in verschiedenen Gremien und Verbänden zu übernehmen und konnte über Jahre wertvolle Erfahrungen in der Führung von Mitarbeitenden und Teams sammeln.
Mit der Gründung der Attesta, wurde ich in die aktuelle Funktion im Verwaltungsrat gewählt. Das Management und die Investoren haben sich damals bewusst für eine Frau ausgesprochen. Mir war von Anfang an bewusst, dass ich eine grosse Aufgabe und damit Verantwortung übernehme.
Im Verwaltungsrat unterstützte mich ein äusserst erfahrener Unternehmer mit internationaler Erfahrung und grossem Touristik Knowhow. Ergänzt wurde der Verwaltungsrat mit einem Expertenrat, welcher sich aus Frauen und Männern zusammensetzt, welche über spezifische und umfassenden Fachkenntnissen, auf dem jeweils höchsten Stand der Forschung und Entwicklung verfügen.
Als Macherin und Sportlerin mag ich Herausforderungen. Meine Motivation, mich im Verwaltungsrat der Attesta zu engagieren, galt der Möglichkeit, gemeinsam an aktuellen Themen zu arbeiten und die Organisation zu entwicklen. Gewonnene Erkenntnisse KMU-gerecht und gut schweizerisch umzusetzen und etwas bewegen zu können.
Was faszinierte mich an dieser Aufgabe?
Es war der Austausch und die Möglichkeit, Einblick in verschiedenste Unternehmen und Branchen zu erhalten und auf Managementstufe über die aus ISO-Sicht relevanten Themen zu sprechen. Ich war im Kontakt mit Entscheidungsträger:innen, Experten:innen auf ihrem Gebiet - und habe erfahren, wie sie auf die Herausforderungen der Zeit reagieren. In einer, wie ich finde, überaus anspruchsvollen Zeit, welche nach wie vor geprägt ist von Unsicherheit, Komplexität und Verkürzung der Halbwertszeit von Lösungen.
Es faszinierte mich immer wieder sehr, in welch vielfältiger Art und Weise Schweizer KMUs auf Herausforderungen reagieren und Chancen wahrnehmen.
Wo sah ich Vorteile als Frau im Management?
Ich arbeitete schon immer gerne mit aktiven und dynamischen Persönlichkeiten zusammen. Ich schätze einen pragmatischen, direkten Ansatz und ein lösungsorientiertes Vorgehen. Es ist diese «can do»-Attitude, eine ganz bestimmte Haltung - so wie bei Athleten im Spitzensport. Hitzige Diskussionen, aufgrund von ungleichen Meinungen und anderen Standpunkte können Verhandlungen anregen, wenn sie konstruktiv geführt werden. Meine Stärke war es, zuzuhören, zu vermitteln und mich in mein Gegenüber zu versetzen - um zu verstehen. Wir alle tragen unsere «eigene Brille», durch welche wir die Welt betrachten. Als Unternehmerin, zweifache Mutter und ehemalige Skirennfahrerin besitze ich andere Fähigkeiten oder "Filter" als meine männlichen Kollegen – diesen Umstand wertete ich als Mehrwert für unser Team.
Was sind aus meiner Sicht Hemmnisse für die Einführung eines ISO Managementsystems?
Ich glaube, dass das Image von ISO immer noch sehr stark mit schweren Attributen behaftet ist. Überdokumentierte Systeme, die nicht gelebt werden, weil der Unterhalt zu viel Zeit und Ressourcen in Anspruch nimmt, tragen zu diesem schlechten Image bei. Ich verstehe den Respekt gegenüber der Einführung eines ISO Managementsystems aufgrund der gemachten negativen Erfahrungen. Gleichzeitig bin ich überzeugt, dass ISO heute einen effektiven Mehrwert - besonders im KMU-Bereich schaffen kann. Das Management wird stärker einbezogen und über die Anforderungen der Normen für die wichtigen Themen von Anfang an sensibilisiert. Sich kontinuierlich zu verbessern, steigert die Qualität und hilft der Unternehmung, sich nachhaltig erfolgreich auszurichten und konkurrenzfähig zu bleiben.
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