Die ganze Nacht hat es geregnet. Mein Wecker klingelt und ich mag noch gar nicht aufstehen. Mein Bett ist grad sowas von Komfortzone.
Letzte Woche habe ich den Entschluss gefasst, den Montag-Morgen für mich zu nutzen und den Start meiner Woche aktiv anzugehen. Raus in die Natur - egal bei welchem Wetter. Okay, vielleicht war ich etwas zu euphorisch.
Und während ich das denke, ertappe ich mich dabei, schon mögliche Ausreden zu finden, weshalb heute doch kein guter Tag ist, um mit meinem Vorhaben zu starten. Bei dem nassen Wetter könnte ich zuerst gemütlich frühstücken und danach wunderbar die Präsentation für den nächsten Workshop überarbeiten, ein paar Anrufe erledigen, und und und. Drinnen ist es grad eh viel angenehmer als draussen.
Ich hatte einen Plan ... weshalb fällt es mir nun so schwer, daran festzuhalten?
Wir Menschen ziehen es vor, in unserer Komfortzone zu bleiben. Es bedarf einer bewussten Anstrengung, um eine andere Haltung anzunehmen.
Unser Gehirn besteht aus bewussten (präfrontaler Kortex) und unbewussten Teilen (Basalganglien). Ein sehr grosser Anteil des Gelernten befindet sich im Unterbewusstsein.
So sind beispielsweise Regeln, bestimmt Denk- und Verhaltensweisen oder Routinen dort gespeichert. Unser Gehirn entwickelt ein unbewusstes Entscheidungssystem, um bei Routineaufgaben Energie zu sparen - Hosen anziehen, Haare waschen, Zähneputzen. Wissenschaftler nennen das eine "Gewohnheitsschleife". Der Modus "Autopilot" bewahrt uns vor Überlastung. Gemäss Aussagen von Wissenschaftlern befinden wir uns ca. die Hälfte des Tages im Autopilot-Modus. Das bezieht sich auch auf Denkmuster, die wir verinnerlicht haben und die uns daran hindern können, gewünschte Veränderungen vorzunehmen und gewünschte Ergebnisse zu erzielen. Eine Situation, die Ihr sicherlich alle kennt. Wir fahren zur Arbeit. Dort angekommen fragen wir uns, wer gefahren ist bzw. wie wir dort hingekommen sind.
In einer Studie im European Journal of Social Psychology wurden während 12 Wochen, die Gewohnheiten von 96 Personen untersucht. Folgendes ging aus der Studie hervor: Im Durchschnitt dauert es rund zwei Monate, bis eine Gewohnheit zu einer automatischen Verhaltensweise wurde. Um genau zu sein, es waren 66 Tage.
Gewohnheiten zu ändern und etwas Neues zu verankern braucht also Zeit.
Wie komme ich jetzt ins Tun?
Ich kann mir beispielsweise 66 Post-it's an die Türe kleben. Jeders Post-it steht für die Aufgabe, die ich neu in meinem Leben verankern möchte. Ein Post-it nach erfüllter Aufgabe wegzunehmen, gibt mir ein gutes Gefühl. Ich habe etwas, das ich mir vorgenommen habe, erledigen können. Ausserdem sehe ich jeden Tag meinen Fortschritt, weil es immer weniger Post-it's sind, die noch an der Türe kleben.
Oder ich versuche mich selbst zu motivieren, indem ich mir ein "High Five" vor dem Spiegel gebe. Das mag seltsam klingen und sich noch seltsamer anfühlen. Aber jeder von uns hat schon eine Umarmung, oder einen Gruss mit erhobener Hand oder eben ein High Five erhalten. Dieses positive Gefühl haben wir unwiderruflich mit positiven Bildern in uns abgespeichert. Es uns selbst zu geben, erfordert etwas Mut und Überwindung. Doch es hat den selben Effekt, wie wenn wir ein High Five von jemandem erhalten.
Dieser Effekt wurde ebenfalls wissenschaftlich erforscht. Ausserdem wird in dem Moment, in welchem wir jemandem ein High Five geben, Dopamin in unserem Hirn ausgeschüttet (Dopamin ist ein sogenannter Botenstoff oder Neurotransmitter, der Signale zwischen den Nervenzellen weiterleitet. Es steuert sowohl emotionale und geistige wie auch motorische Reaktionen. Insbesondere gilt Dopamin als „Botenstoff des Glücks“.
Um ins Tun zu kommen, kann ich mich noch "besser" vorbereiten, indem ich bereits am Vorabend meine Kleider, Schuhe und meine Trinkflasche bei der Wohnungstüre deponiere.
Wenn ich die neue Aufgabe genug lang wiederhole, entsteht eine neue Routine.
Okay, heute habe ich es geschafft! Und weil es sich so gut anfühlt, es tatsächlich realisiert zu haben, bin ich sehr motiviert, hier anzuknüpfen.
Was nimmst du dir Neues vor für dich privat oder in deinem beruflichen Kontext.
Let me know!
Deine Martina
Quelle: Auszüge aus Interviews mit Mel Robbins "Stop living your live on autopilot, do this instead"
Opmerkingen