Stille Signale – laute Folgen: Was Unternehmen gegen "Quiet Quitting" tun können
- Martina Dudle Snydr
- 29. Apr.
- 3 Min. Lesezeit

In vielen Unternehmen wird aktuell ein Phänomen sichtbar – oder vielmehr: spürbar. Es ist nicht laut, nicht dramatisch. Es passiert still. Schritt für Schritt. Mitarbeitende ziehen sich zurück. Engagement sinkt. Präsenz wird zur Pflichtübung. „Quiet Quitting“ heisst dieses Verhalten – als wäre es ein neuer Trend.
Doch für mich ist es ein alter Bekannter: Der Rückzug beginnt da, wo Menschen keine Verbindung mehr spüren - Zur Aufgabe, zum Team, zur Führung.
Was wirklich hinter Quiet Quitting steckt.
„Die wollen einfach nicht mehr leisten.“„Die Generation hat keinen Biss.“„Manche sind halt unmotiviert.“ Solche und ähnliche Sätze höre ich. Und ich versuche zu verstehen. Denn hinter stillem Rückzug steckt selten Faulheit – vielmehr ein systemisches Alarmsignal. Mitarbeitende ziehen sich zurück, wenn sie übersehen, überfordert oder überkontrolliert werden. Wenn der Sinn fehlt. Oder Vertrauen. Oder beides.
Auf Expeditionen nennt man das: "Verlust der inneren Landkarte".
Was Unternehmen tun können – bevor es zu spät ist.
Hier sind 5 konkrete Präventionsansätze, die ich mit Teams und Führungskräften erfolgreich einsetze.
1. Standortbestimmung statt Bauchgefühl
Regelmässige, strukturierte Standortgespräche im Team machen Spannungen sichtbar, bevor sie eskalieren. Es geht nicht um Bewertungen – sondern um ein gemeinsames Bild:
Wie erleben wir unsere Zusammenarbeit?
Wo verlieren wir Energie?
Was brauchen wir, um gesund arbeiten zu können?
🚀 Führung bedeutet auch, Unausgesprochenes greifbar zu machen.
2. Führungskräfte begleiten
Führung ist heute kein Job mehr, den man einfach „kann“. Sie ist tägliche Navigation im Ungewissen. Wer führt, braucht Rückhalt:
Raum für Reflexion: Was bewirkt mein Verhalten?
Klarheit über die eigene Rolle
Umgang mit Konflikten, ohne Härte oder Harmoniesucht
🚀 Verantwortung beginnt bei der eigenen Haltung.
3. Kulturarbeit beginnt im Kleinen
„Kultur“ ist nicht das Leitbild an der Wand – sondern das Verhalten im Alltag. Besonders dann, wenn es schwierig wird. Fragen, die wir regelmässig in Teams stellen:
Was heisst gutes Arbeiten für uns?
Wie gehen wir mit Erschöpfung um?
Wie zeigen wir Anerkennung?
🚀 Kultur entsteht dort, wo Menschen miteinander ehrlich sein dürfen.
4. Erwartungen klären – nicht nur Aufgaben
Viele Mitarbeitende kennen ihre Aufgaben. Aber nicht die Erwartungen an ihr Verhalten. Oder an die Zusammenarbeit. Das schafft Reibung und Rückzug.
Was ist meine Rolle im Team?
Was wird von mir erwartet – und was nicht?
Was darf ich sagen, hinterfragen, verändern?
🚀 Klarheit ist Fürsorge.
5. Entwicklung ermöglichen – auch ohne Karriere
Nicht jeder will „nach oben“. Aber jeder will wachsen. Lernen. Etwas bewirken. Wenn Unternehmen Entwicklung auf Karrierepfade beschränken, verlieren sie Talente.
Micro-Projekte, Job-Rotation, neue Verantwortung in Etappen
Feedback als Entwicklungsimpuls, nicht als Korrektur
Individuelle Gespräche über Zukunft, nicht nur über Ziele
🚀 Wer Entwicklung ernst nimmt, baut Verbindung auf.
Fazit: Wer still geht, war vorher nicht gehört.
"Quiet Quitting" ist kein Mitarbeitendenproblem. Es ist ein Spiegel. Er zeigt, wo Systeme versagen. Wo Führung versäumt wird. Und wo Kultur nur als Schlagwort existiert.
📍 Impulse für Ihr Unternehmen
🎯 1. Woran würden Sie erkennen, dass jemand innerlich gekündigt hat?Fehlen messbare Anzeichen – oder fehlen klare Beobachtungen im Alltag?
👉 Achten Sie auf reduzierte Beteiligung, stille Zustimmung, Rückzug aus informellen Gesprächen.
🎯 2. Welche systematischen Gesprächsanlässe gibt es jenseits des Jahresgesprächs?Wann – und wie – kommen echte Themen auf den Tisch?
👉 Etablieren Sie kurze, strukturierte Standortgespräche alle 3 Monate – mit Fokus auf Haltung, Energie, Zusammenarbeit.
🎯 3. Wie sieht bei Ihnen gelebte Entwicklung aus?Wer darf wachsen – und wie? 👉Ersetzen Sie das Wort „Karriere“ durch „Wachstum“ – und fragen Sie Ihre Mitarbeitenden, was sie wirklich lernen oder gestalten wollen.
Nutzen Sie meine Reflexionshilfe für Führungskräfte mit 5 praxisnahen Fragen für Ihre Teamgespräche - für mehr Verbindung statt Rückzug.
Comentários