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Veränderungen angehen lohnt sich

Aufgeben, abbrechen, umentscheiden. Etwas nicht zu Ende bringen, das man begonnen hat, fällt vielen sehr schwer. Egal ob es um den Job geht, zu dem man sich nur noch quält, oder um eine Beziehung, die statt Kraft zu spenden diese entzieht: Menschen haben die Tendenz, Situationen eher auszuhalten als aufzulösen.

Der Ökonom Steven Levitt von der University of Chicago erforscht, warum das so ist. Er vermutet, dass die Konflikte und die Unsicherheit, die man zunächst aushalten muss, wenn man den Job kündigt oder die Beziehung beendet, den Blick darauf verstellen, wie gut es sich später anfühlen kann, etwas grundlegend verändert zu haben. Der Verlust kommt vor dem Gewinn, und das lässt zögern.

In einer Studie testete er jetzt, ob das stimmen könnte. Ob einem also grosse Veränderungen zwar kurzfristig den Boden unter den Füßen wegziehen, sich aber langfristig richtig anfühlen – oder ob man sie bereut. Dazu liess er Versuchspersonen, die angaben, sich in einem Dilemma zu befinden, auf seiner Webseite eine virtuelle Münze werfen.


Nach grossen Lebensentscheidungen fühlt man sich besser

Bei Kopf sollten sie die Veränderung, die sie im Kopf hatten, sofort angehen. Bei Zahl, sollten sie alles so belassen, wie es war. Levitt fragte seine Probanden auch, um welche Entscheidung es ihnen geht. Die häufigste Antwort: Den Job kündigen oder nicht? Die zweithäufigste: Soll ich meinen Partner verlassen?

Über einen Zeitraum von einem Jahr warfen die Probanden 20.000 virtuelle Münzen – und bekamen damit 20.000 willkürliche Entscheidungen geliefert. Nach zwei Monaten und dann noch einmal nach einem halben Jahr hakte der Wissenschaftler bei allen seinen Teilnehmern nach. Dabei fand er zwei Dinge heraus.

Erstens: Ging es um grosse Lebensentscheidungen, dann fühlten sich jene, die den Job gekündigt oder die Beziehung beendet hatten, zu beiden Zeitpunkten besser als jene, die nichts verändert hatten – und zwar unabhängig davon, ob sie die Entscheidung am Ende tatsächlich aufgrund des Münzwurfes getroffen hatten oder doch aus eigenen Stücken.


Ging es um weniger lebensentscheidende Fragen wie darum, ob man sich den Bart abrasieren sollte oder lieber nicht, dann war es egal, welche Entscheidung die Probanden getroffen hatten. Beiden Gruppen ging es gleich gut.

Zweitens fand Levitt heraus, dass von jenen, die sich strikt an das gehalten hatten, was die Münze für sie entschieden hatte, ebenfalls jene glücklicher waren, die sich verändert hatten – und jene unglücklicher, bei denen dank des Münzwurfes alles beim Alten blieb. So sehr Menschen grosse Veränderungen also scheuen, meist tun sie ihnen gut. Das zu wissen hilft vielleicht, Lebensentscheidungen mit etwas weniger Angst zu treffen – und stattdessen mit einer grossen Portion mehr Zuversicht.


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