
Diagnose und der lange Weg zur Balance
Ich erinnere mich noch genau an den Moment, als ich die Diagnose „Schilddrüsenunterfunktion“ bekam. Mein Hals war deutlich geschwollen, die Stelle tat weh und so ging ich zum Arzt. Sein ernster Blick liess nichts Gutes vermuten und schon kurze Zeit später befand ich mich im Notfall des Kantonsspitals und wurde gründlich untersucht. Hashimoto Thyreoiditis war die Diagnose. Es handelt sich dabei um eine Autoimmunerkrankung, bei welcher das Immunsystem fälschlicherweise die eigene Schilddrüse angreift. Das führt zu einer Endzündung und schliesslich zu einer Zerstörung von Schilddrüsenzellen. Es ist noch nicht abschliessend geklärt, was die Auslöser sind, doch gibt es Hinweise, dass verschiedene Faktoren als mögliche Ursache in Betracht gezogen werden können. Dazu gehören: genetische Veranlagung, hormonelle Faktoren, Umweltfaktoren sowie Ernährung und Mangelernährung.
Einerseits hatte ich jetzt eine Erklärung für meine ständige Müdigkeit, die Gewichtsschwankungen und das diffuse Unwohlsein. Andererseits fühlte ich mich verloren. Was bedeutete das jetzt für mich? Musste ich nun mein Leben lang Medikamente nehmen? Und warum schien es so schwierig zu sein, sich wieder „wie ich selbst“ zu fühlen, obwohl ich Tabletten nahm?
Mit der Zeit merkte ich, dass eine einfache Medikamenteneinnahme für mich nicht ausreicht. Ich begann, mich mit meiner Gesundheit auseinanderzusetzen und nach Wegen zu suchen, meinen Zustand besser in den Griff zu bekommen.
Aus meinem beruflichen Umfeld ist mir der PDCA-Zyklus bestens vertraut. PDCA steht für Plan – Do – Check – Act und ist ein Modell für kontinuierliche Verbesserung. Das Konzept wird oft in Unternehmen genutzt, um Prozesse zu optimieren.
Mein persönlicher PDCA-Zyklus
PLAN – Der Plan für meine Gesundheit
Zuerst brauchte ich eine klare Strategie: Was könnte mir helfen, meine Energie zurückzugewinnen und meinen Stoffwechsel wieder in Balance zu bringen?
Ich setzte mir folgende Ziele:
Medizinische Kontrolle: alle 3 Monate wird mir Blut abgenommen, und die Werte TSH, fT3 und fT4 gemessen. Mit meiner Ärztin stimme ich mich engmaschig hierzu ab.
Ernährung anpassen: Ich versuche mich regelmässig und besser zu ernähren. Also mehr nährstoffreiche Lebensmittel und weniger bis keine hochverarbeitete Produkten. Ausserdem versuche ich Gluten zu vermeinde - was anfangs sehr schwierig für mich war, da ich frisches Brot liebe und zu allem essen könnte.
Darm- und Lebersanierung: Denn ohne eine gesunde Verdauung kann mein Körper die Hormone nicht optimal verstoffwechseln.
Stressreduktion: Ich weiss, dass Stress und Cortisol meinen Stoffwechsel zusätzlich belasten. Also integriere ich bewusst Momente der Entspannung.
Sport & Bewegung: Nicht mehr blind drauflos trainieren, sondern meinem Körper zuhören und gezielt Kraft- und Ausdauertraining kombinieren.
DO – Die Umsetzung im Alltag
Es war und ist nicht immer einfach.
Ich begann, meine Mahlzeiten bewusster zu gestalten und meine beiden Töchter dabei miteinzubeziehn.
Ich nehme mir Zeit für regelmässige Walks am Morgen oder zwischendurch.
Meine Schilddrüsenmedikamente nehme ich morgens auf nüchternen Magen, mindestens 30 Minuten bevor ich etwas essen.
Ein Glas Wasser zum Start mit etwas Zitrone und Ingwer tut mir gut.
Früher habe ich Kaffee auf nüchternen Magen getrunken. Aufgrund des morgendlichen höheren Cortisolspiegels warte ich jetzt mindestens eine Stunde.
Den Einfluss von Stress spüre ich unmittelbar - schlechte Schlafphasen oder ein zu voller Terminkalender wirken sich direkt auf mein Wohlbefinden aus. Also versuche ich zusätzlich meine Bildschirmzeit zu reduzieren und abends eine Tasse Tee zu trinken.
CHECK – Die Überprüfung: Funktioniert mein Plan?
In regelmässigen Abständen überprüfe ich meine Fortschritte:
wie fühle ich mich?
haben sich meine Blutwerte verbessert?
hab ich mehr Energie?
wie ist meine Verdauung?
Ich habe auch erkannt, das intensives Intervalltraining, lange Laufeinheiten oder bestimmte Kraftübungen, die früher effektiv waren, sich heute nicht mehr gut anfühlen.
ACT – Anpassung und Weiterentwicklung
Basierend auf meinen Erkenntnissen nehme ich gezielte Anpassungen vor:
Ich reduziere intensive Trainingseinheiten, wenn ich merkte, dass mein Körper Ruhe brauchte.
Ich teste verschiedene Nahrungsmittel und stelle fest, dass mir einige weniger gut tun, als ich dachte.
meinen ersten Kaffee trinke ich später als früher
Ich optimierte meine Morgenroutine, um entspannter in den Tag zu starten
Und dann beginnt der Zyklus wieder von vorne. Denn Gesundheit ist kein statischer Zustand – es ist ein fortlaufender Prozess.
Wenn ich eine Sache gelernt habe, dann diese:
Es gibt keine allgemeingültige Lösung. Jede Schilddrüsenerkrankung ist individuell, und was für mich funktioniert, muss nicht für andere passen. Aber was hilft, ist ein strukturiertes Vorgehen:
✔ Selbstbeobachtung: Ein Tagebuch kann helfen, Muster zu erkennen.
✔ Blutwerte ernst nehmen, aber auch Symptome beachten.
✔ Nicht nur auf Medikamente setzen – Ernährung, Stressmanagement (Entspannung) und Bewegung sind auch super wichtig.
✔ Geduld haben. Der Körper braucht Zeit, um ins Gleichgewicht zu kommen.
Fazit: Kleine Schritte führen zum Ziel
Heute fühle ich mich besser als noch vor ein paar Jahren. Mein Stoffwechsel ist immer noch träge, doch meine Energie kommt langsam zurück.
Welchen „Plan“ hast du für deine Gesundheit? Möglicherweise hast auch du unbewusst schon deinen eigenen PDCA-Zyklus durchlaufen?
Ich freue mich, wenn du deine Erfahrungen mit mir teilst.
Prep for success - deine Martina
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