Bevor ein Team sein volles Potenzial entfalten kann, müssen zuerst die Voraussetzungen dafür geschaffen werden. Dies hat das grossangelegte Projekt "Aristotle", welches 2015 während zweier Jahre bei Google durchgeführt wurde, gezeigt.
Mitarbeitende auf allen Hierarchiestufen verbringen heute 50% mehr Zeit damit, mit anderen zusammenzuarbeiten als noch vor 20 Jahren. Ausserdem wird Teamarbeit immer dynamischer, was zu ständig neuen Zusammensetzungen von Mitarbeitenden führt. Es reicht nicht mehr aus, talentierte Mitarbeitende einzustellen; sie müssen gut zusammenarbeiten können. Aber egal, ob ständig Teams mit neuen Mitarbeitenden gebildet oder in stabilen Teams gearbeitet wird. Effektive Teamarbeit ist nur in einer psychologisch sicheren Arbeitsumgebung möglich.
In psychologisch sicheren Arbeitsumgebungen wissen die Mitarbeitenden, dass sie scheitern können. Sie wissen, dass sie möglicherweise ein Leistungsfeedback erhalten, das nicht den Erwartungen entspricht. Sie können ihren Job verlieren, weil sich in der Branche etwas verändert oder weil ihnen die Kompetenz für ihre Rolle fehlt. Diese Merkmale moderner Arbeitsplätze werden sich nicht so rasch verändern. Aber in einer psychologisch sicheren Arbeitsumgebung werden die Mitarbeitenden nicht durch zwischenmenschliche Angst behindert. Zwischenmenschliche Risiken sind beispielswiese dumm, inkompetent oder störend wahrgenommen zu werden. Dies wollen wir alle möglichst vermeiden. Es ist uns allerdings nicht immer bewusst.
Schon in der Grundschule bemerken Kinder zu einem bestimmten Zeitpunkt, dass es wichtig ist, was andere von ihnen halten und von ihnen denken. Sie lernen, wie sie das Risiko von Ablehnung und Spott verringern können. Wenn wir erwachsen sind, haben wir dieses Verhalten sehr gut eingeübt. Wir sind so gut darin, dass wir nicht mehr bewusst darüber nachdenken.
Sie wollen nicht, dass Sie als dumm erscheinen? Dann stellen Sie keine Fragen
Sie wollen nicht als inkompetent erscheinen? Dann geben Sie keine Schwächen zu.
Sie wollen nicht stören? Dann machen Sie keine Vorschläge.
Im geschäftlichen Umfeld kann diese Tendenz zu ernsthaften Problemen führen - die von verpasster Innovation bis hin zum Extremfall des Verlustes eines menschlichen Lebens reichen können.
Wertvolle Formen des Äusserns der eigenen Meinung sind beispielsweise in einer Unterhaltung eine andere Sichtweise einzubringen, um ehrliches Feedback zu bitten, zuzugeben, dass für ein Projekt zu viel Budget berechnet wurde oder dass es im Zeitplan hinterherhinkt und so weiter.
Was Psychologische Sicherheit nicht ist:
nur nett zu sein Es geht um Aufrichtigkeit und die Bereitschaft, sich in produktive Konflikte zu begeben, damit man von verschiedenen Sichtweisen lernen kann.
es ist kein Persönlichkeitsmerkmal Psychologische Sicherheit hängt mit der Arbeitsatmosphäre zusammen und diese wirkt sich auf Menschen aus.
es ist nicht nur einfach ein anders Wort für Vertrauen Vertrauen beschreibt eine Erwartung. Kann man sich darauf verlassen, dass ein Mensch oder eine Organisation in Zukunft das tut, was versprochen wurde. Psychologische Sicherheit bezieht sich hingegen auf Erwartungen über unmittelbare zwischenmenschliche Konsequenzen.
es bedeutet nicht, dass die Leistungsstandards herabgesetzt werden Psychologische Sicherheit schafft optimale Voraussetzungen für eine ehrlichere, herausforderndere, kollaborativer und damit effektivere Arbeitsumgebung.
Quelle: the fearless organization, A. Edmondson
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